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 Zeitung des apostolischen Stuhls

Das Meisterwerk von Luisa Piccarreta

Ein Herz, ein Wille

von JOSÉ SARAIVA MARTINS

 

Una vita fuori dal comune

Ein Leben außerhalb des Gewöhnlichen

 

Ausgabe 30.8.2014

 

 

Im Jahr 2015 wird das 150-jährige Jubiläum der Geburt der Dienerin Gottes Luisa Piccarreta gefeiert, der die Erzdiözese von Trani-Barletta-Biscleglie vom 22. bis zum 26. April eine internationale Tagung widmen wird. Am 3. September 2014 hingegen wird in der Nähe von Corato, ihrer Geburtsstadt die Biografie vorgestellt: Il sole della mia Volonta. Luisa Piccarreta, una vita comune fuori dal comune „Die Sonne meines Willens. Luisa Piccarreta, ein gewöhnliches Leben außerhalb des Gewöhnlichen“ (Vatikanstaat, Libreria Editrice Vaticana 2014, 253 Seiten, 18 Euro). Die Autorin ist Maria Rosaria Del Genio, eine Expertin in Mystikgeschichte. Wir veröffentlichen das Vorwort des Buches, das vom emeritierten Kardinalpräfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen verfasst wurde.

 

(...) Die ganze Kirche wird in erster Linie von ihrem Herrn angetrieben, beständig auf diesen seinen Aufruf zur Barmherzigkeit zu antworten und sich zur gleichen Zeit zu deren Verkünderin bei den Männern und Frauen aller Zeiten zu machen. So ist dieser sein Anruf zur Umkehr zu Gott ebenso andauernd wie das Drängen, aus sich selbst herauszugehen, damit sie ihre Mission zur Evangelisation vollziehe.

Schön ist das Bild, das Papst Franziskus in seinem apostolischen Schreiben Evangelii gaudium von Personen als „Krügen, Amphoren“ benützt, die dazu gerufen sind, den Durst in der geistigen Wüste unserer Zeit zu stillen. Mit Weisheit ergänzt er, dass „sich das Amphoren-Dasein manchmal in ein schweres Kreuz verwandelt, doch gerade am Kreuz hat der Herr, durchbohrt von der Lanze, sich uns als Quelle lebendigen Wassers übereignet.“ (Nr. 86)

Unter jenen „Amphoren-Personen“ muss man sicherlich das Zeugnis der Heiligen in Betracht ziehen, die immer schon den Weg der Menschheit erleuchtet haben. Wenn man ihr Leben im Licht von Ostern wieder durchliest, zeigt sich jene geheimnisvolle Verbindung  zwischen persönlichem Leiden und „gemeinschaftlicher“ Fruchtbarkeit. In ihnen erblickt man die „reiche Frucht“, die daraus entsteht, dass sie es akzeptiert haben, sich selbst und dem eigenen Willen abzusterben!

Auch das tiefgehende Zeugnis von Luisa Piccarreta stellt uns diesen profunden Dynamismus vor Augen, der typisch ist für die Barmherzigkeit Gottes, die das Herz zur innigsten Vereinigung mit Ihm hinzieht, um es zur sprudelnden Quelle zum Wohle aller umzuwandeln. So sehen wir sie fast 70 Jahre lang auf ihrem Schmerzensbett angenagelt, damit aus ihr ein prachtvolles Meisterwerk der Liebe für alle Geschöpfe werde; wir sehen sie in ihrem einfachen Leben als Laiin, die an ihrer Klöppelei arbeitete und mit der Kirche durch einen unnachgiebigen Gehorsam ihren Beichtvätern gegenüber verbunden war.

 

Von der ständigen Betrachtung der Passion Jesu aus, wurde Luisa zur Gleichförmigkeit mit Christus geführt, bis sie sich mit Ihm dem Vater zum Wohl aller Menschen aufopferte. Aus dem Buch des Kreuzes lernt sie, dass der Wille Gottes nicht eine Ausführung erhaltener Befehle ist, sondern eine Gabe, in der sich vor allem der Mittelpunkt des eigenen Lebens ereignen muss, so wie „im Göttlichen Willen zu leben“ genau die  Art und Weise war, in der der Gottessohn Jesus auf Erden gelebt hat und uns dadurch das Leben des Himmels erwirkt hat. Daran erinnerte auch Papst Benedikt XVI in einem Abschnitt seiner Enzyklika „Deus Caritas est“, wenn er feststellt: 

“Die Liebesgeschichte zwischen Gott und Mensch besteht eben darin, daß diese Willensgemeinschaft in der Gemeinschaft des Denkens und Fühlens wächst und so unser Wollen und Gottes Wille immer mehr ineinanderfallen: der Wille Gottes nicht mehr ein Fremdwille ist für mich, den mir Gebote von außen auferlegen, sondern mein eigener Wille aus der Erfahrung heraus, daß in der Tat Gott mir innerlicher ist als ich mir selbst.[10] Dann wächst Hingabe an Gott. Dann wird Gott unser Glück (vgl. Ps 73 [72], 23-28).” (Nr. 17)

Wenn wir so leben, hat auch der geringste Akt des Lebens teil an der Dynamik der Barmherzigkeit, und trägt gemeinsam mit Jesus dazu bei, allen Herzen sein Licht zu bringen und Gott das Lob und die Anbetung zu erweisen, die Ihm alle schuldig wären.

Die kleine Frau aus Süditalien, die verschiedene Epidemien und zwei Kriege erlebt hat, und so viele Tränen ihrer Zeitgenossen über die harten Lebensbedingungen gesehen hat, formt ihr Herz in einen Raum um, der ganz von Gott eingenommen wird. Jene, die ihr begegnet sind, fühlten sich angezogen von der Wirklichkeit des Himmels und zu einemLeben der Heiligkeit gedrängt, das nach dem Vorbild der hl. Familie von Nazareth ganz in den gewöhnlichen Beschäftigungen des Alltags aufgeht. Und es ist gerade im Alltäglichen, dass die Barmherzigkeit Gottes die Menschen aufsucht, um sie zur Unschuld des Paradieses zurückzuführen, zu einem Leben das von Freude durchwirkt ist und einer Existenz, die von der Gewissheit geleitet ist, seine geliebten Kinder zu sein.

 

Übersetzung aus dem Italienischen

 

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