Frage: Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Luisas Privatoffenbarungen und der Einen Öffentlichen Offenbarung Christi?
Die Kirchendokumente der letzten 2000 Jahre bezeugen den Prozeß der andauernden fortgesetzten Entfaltung der öffentlichen Offenbarung, da sie nie aussagen, dass die Offenbarung mit Christus "beendet" ist, sondern dass die öffentliche Offenbarung Christi "abgeschlossen" sei. Leider ist das Wort "abgeschlossen" eine unglückliche Wiedergabe des lateinischen Begriffes, mit dem die Kirche die öffentliche Offenbarung Christi beschreibt. Tatsächlich bedeutet compleo nicht abschließen, sondern bezeichnet die Grundlegung der Offenbarung, die in Christus ein für allemal festgelegt ist. Die Offenbarung geschieht in der Tat durch die offizielle Stimme der Kirche (Magisterium) sowie durch das Prophetenamt (durch das die Kirche heute Privatoffenbarungen empfängt) und das der hl. Paulus gleich nach dem Apostelamt anführt: "So hat Gott in der Kirche die einen als Apostel eingesetzt, die andern als Propheten, die dritten als Lehrer; ferner verlieh er die Kraft, Wunder zu tun… (1 Kor. 12,28).
Dies ist einer der vielen Gründe, warum die "privaten" Offenbarungen der Kirche – während sie für unser Heil nicht wesentlich sind, doch wertvoll für unsere Heiligung sind – heutzutage so bedeutend sind, da sie die fortgesetzte und anhaltende Entfaltung der "öffentlichen" Offenbarung Christi darstellen. Ihre Bedeutung zeigt sich in den geistlichen Konsequenzen, die sich bei einer Nichtbeachtung seitens der Kirche ergeben hätten: Wenn die Kirche die privaten Offenbarungen an die Hl. Margareta Maria ignoriert hätte, so hätten wir heute weder das Herz-Jesu-Fest noch die Verheißung des ewigen Heils (der Gnade der Ausdauer bis zum Ende) durch die Feier der neun ersten Freitage des Monats; wären die Privatoffenbarungen der hl. Faustina ignoriert worden, gäbe es kein Fest der Göttlichen Barmherzigkeit mit dem vollständigen Nachlass aller Sünden und Sündenstrafen; wären die privaten Offenbarungen an die Dienerin Gottes Luisa Piccarreta ignoriert worden, so hätten wir nicht das größte Geschenk Gottes an die Kirche, d.h. des Lebens im Göttlichen Willen, was der Seele auf Erden die gleiche innere Vereinigung mit dem Willen Gottes schenkt, derer sich die Heiligen im Himmel erfreuen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass während sich die "öffentliche" Offenbarung auf den Zeitraum der Kirche bezieht, als Christus die Frohe Botschaft vom Heil verkündete, welche die Apostel bezeugten, und die für alle Zeiten in der Schrift begründet und normativ bezeugt ist, so entfalten die "privaten" Offenbarungen die öffentliche Offenbarung heute mit einer neuen Botschaft von Christus an die Kirche, die in der Tradition verwurzelt ist. Die renommierten Theologen Josef Kardinal Ratzinger, Hans Urs von Balthasar, René Laurentin und Karl Rahner sind sich darin einig, dass die Offenbarung "niemals aufhört", und dass diese Offenbarung mit Christus und den Apostel "der Materie nach" in Ihm erfüllt und von den Aposteln in der Form der Heiligen Schrift normativ weitergegeben wurde. Da sich jedoch im Lauf der Jahrhunderte neue Zeiten und Umstände auftun, und Gott sich weiterhin in jedem Zeitalter seiner Kirche offenbart, so erfordert die mit Christus der Materie nach erfüllte Offenbarung stets eine neue "Form", und diese Form besteht oft im schriftlichen Zeugnis vieler heutiger Propheten, wie z.B. von Luisa Piccarreta.