Heiliger Hannibal di Francia
Beichtvater von Luisa
Apostel des Reiches des göttlichen Willens
«Evangelisieren und den Armen zu Hilfe zu kommen».
Vom Geist her lebhaft und mit bemerkenswerten literarischen Fähigkeiten, als er den Ruf des Herrn vernahm, antwortete er großzügig und passte seine Talente seinem Priesteramt an. Nach seinen Studien wurde er am 16. März 1878 zum Priester ordiniert.
Einige Monate zuvor hatte er durch die «Vorsehung» eine Begegnung mit einem fast blinden Bettler, Kontakt mit der traurigen sozialen und moralischen Realität des ärmsten Viertels an einem Stadtrand von Messina, die so genannten Häuser Avignone. All das eröffnete ihm den Weg der unbegrenzten Liebe gegenüber den Armen und den Waisen; sie wird ein wesentlicher Charakterzug seines Lebens.
Mit Erlaubnis seines Bischofs wohnte er im «Ghetto» und widmete all seine Kräfte der Erlösung der Unglücklichen die ihm vor seinen Augen als, entsprechend des Evangeliums, «Schafe ohne Hirten», erschienen. Es war eine Erfahrung gekennzeichnet von Missverständnissen, Schwierigkeiten und Hindernissen jeglicher Art, die er mit großem Glauben überstand indem er in den Demütigen und Schwachen den selben Jesus Christus sah und indem er das umsetzte was er Geist der doppelten Nächstenliebe nannte: «evangelisieren und den Armen zu Hilfe zu kommen».
Betet also !
Ergo rogate
Sein Verständnis beruhte nicht darauf nur Brot und Arbeit zu geben sondern vor allem dem Menschen eine vollständige Erziehung unter den moralischen und religiösen Aspekten zu gewähren. Dies unter anderem indem er den Assistenten ein wirklich Familiäres Klima anbot, was den Ausbildungsprozess dahingehend beförderte, Gott und sein Projekt (Gottes Plan und Wille), zu entdecken.
Mit einem missionarischen Geist beseelt wollte er am liebsten alle Waisen und Armen der ganzen Welt umarmen. Doch wie soll das geschehen? Das Wort des Rogate: des Gebetes, eröffnete ihm diese Möglichkeit.
Deshalb schrieb er: «Was sind diese wenigen Waisen die sich retten und die wenigen Armen die man evangelisiert im Gegensatz zu den Millionen (an Menschen – Seelen) die verloren gehen und die verlassen sind wie eine Schafherde ohne Hirten? Ich suchte einen Ausweg und fand es weit, unermesslich in den bezaubernden Worten unseres Herrn Jesus Chrisus: Rogate ergo (betet also)... Also erschien es mir als hätte ich das Geheimnis aller guten Werke und der Rettung aller Seelen entdeckt».
Hannibal hatte erahnt, dass das Gebet und die Fürbitte (Rogate) nicht nur eine Empfehlung des Herrn war, sondern ein ausdrücklicher Befehl und ein «unfehlbares Mittel».
Dies ist der Grund für das Charisma von Hannibal als belebendes Prinzip einer fürsorglichen Kirche. Noch ein Aspekt den es anzumerken gilt, er ist ein Vorläufer darin auch für die Beschäftigungen der Laien als Eltern, Lehrer und sogar als gute Leiter und dies als Berufung zu erachten.
Um in der Kirche und in der Welt seine apostolischen Ideale zu realisieren, gründete er zwei neue religiöse Familien: Im Jahre 1887 die Kongregation der Töchter des Göttlichen Eifers und zehn Jahre danach die Kongregation Rogazionisten. Er wollte, dass die Mitglieder dieser beiden, am 6. August 1926 kanonisch approbierten, Institute, sich mit einem vierten Gelübde dem Rogate (Beten/Fürbitte) verpflichten.
So schrieb er, Hannibal Di Francia in einem Brief des Jahres 1909 an San Pio X: «Von Jugend an habe ich mich dem Heiligen Wort des Evangeliums gewidmet: Rogate ergo. In meinen wenigen Mildtätigen Instituten erhebt sich täglich ein unaufhörliches Gebet von den Waisen, von den Armen, von den Priestern, den Heiligen Jungfrauen (Schwestern/Gottgeweihten), mit denen man die Heiligsten Herzen Jesu und Mariä, Patriarch Heiliger Josef und die Heiligen Apostel bittet, sie mögen der Kirche viele erwählte Priester und Heilige senden, dem Evangelium nach treue Arbeiter der geistlichen Ernte: die Seelen bitten». Um das Gebet für die Berufungen zu verbreiten, startete er unzählige Initiativen: Er hatte mit den Päpsten seiner Zeit brieflichen wie auch persönlichen Kontakt.
Die Heilige Allianz für den Klerus
Er leitete die Sacra Alleanza – Heilige Allianz für den Klerus ein und die fromme Vereinigung der evangelischen Rogazione (dem Evangelium nach), für alle Gläubigen. Er brachte ein Magazin heraus mit dem bedeutenden Titel: «Gott und der Nächste» um die Gläubigen zu beteiligen, die gleichen Ideale zu leben. Es ist die ganze Kirche- schrieb er- die offiziell für diese Absicht beten soll, denn die Mission des Gebetes, um gute Arbeiter zu bekommen sollte jeden Gläubigen interessieren, jeden Christen, dem das Heil aller Seelen am Herzen liegt. Doch in besonderer Weise die Bischöfe, die Hirten der mystischen Herde, denen die Seelen anvertraut sind und die die lebenden Apostel Jesu Christi sind».
Den weltweiten Gebetstag für Berufungen, der von Papst Paul VI im Jahre 1964 etabliert wurde, kann man als eine Antwort der Kirche auf diese Intuition (Erahnung) betrachten.
Priester nach dem Herzen Gottes
Hannibal hatte eine Große Liebe zum Priestertum und er war davon überzeugt, dass nur durch die Arbeit einer großen Anzahl an Heiligen Priestern, die Menschheit gerettet werden kann. Er war sehr mit der geistigen Ausbildung der Priesterseminaristen, die der Erzbischof von Messina seiner Pflege anvertraute, beschäftigt. Er wiederholte des öfteren, dass ohne eine solide geistige Ausbildung und ohne Gebet «alle Mühe der Bischöfe und Rektoren der Seminaristen nur zu einer künstlichen Kultur von Priestern führe»… Er war selber der erste gute Arbeiter des Evangeliums und Priester nach dem Herzen Gottes. Seine Nächstenliebe war «ohne Berechnung und ohne Grenzen», sie manifestierte sich mit besonderen Konnotationen, auch gegenüber den Priestern in Schwierigkeiten und den Mönchen und Klausnern.
Bereits zu Lebzeiten wurde er begleitet von einem klaren und unverfälschten Ruf der Heiligkeit die sich auf alle Gebiete ausdehnte.
Er starb am 1. Juni 1927 in Messina, getröstet von der Gegenwart der Heiligsten Mutter Maria, die er zu Lebzeiten auf Erden sehr geliebt hatte. Die Menschen sagten: «Gehen wir den schlafenden Heiligen sehen».
Die Beerdigung kam damals einer Vergötterung gleich. Die Zeitungen und Magazine veröffentlichten Artikel des Verstorbenen mit vielen Fotos. Die Autoritäten beeilten sich die Erlaubnis zu erhalten Hannibal in der Kirche der Rogazione Evangelica, also seiner Gemeinschaft, zu bestatten. Er hatte es so gewünscht und dort war eben der «göttliche Befehl» an ihn ergangen:
«Bittet den Herrn der Ernte, Arbeiter für seine Ernte auszusenden».
Die religiösen Kongregationen der Rogationisten und der Töchter des Göttlichen Eifers, die von Hannibal gegründet wurden, sind heute in den Fünf Kontinenten der Erde tätig, unter den Idealen des Gründers. Sie verbreiten das Gebet für geistliche Berufe, durch Zentren der Berufenen / Berufungen und durch Schreiben und Leitartikel. Sie betreiben Erziehungsinstitute für bedürftige Kinder und Jugendliche, für Hörbehinderte Kinder und Zentren der Ernährung und Heiligkeit, Häuser für Senioren und für junge Mütter, Zentren für professionelle Ausbildungen, etc.
Pater Hannibals Heiligkeit und Mission, die: «Ausgezeichneter Apostel des Gebets für Geistliche Berufe» bezeichnet wird, wird gerade in unserer heutigen Zeit an Not (Notmangel) Betreff geistiger Berufe in der Kirche, sehr stark wahrgenommen und gehört.
Am 7. Oktober 1990 hat der Heilige Vater Johannes Paul II. Hannibal di Francia, Selig gesprochen und am darauffolgenden Tag erklärte er ihn für: «Authentischer Vorausberechner und eifriger Lehrer der modernen Pastoral für geistliche Berufe».
Am 16. Mai 2004 wurde Hannibal di Francia Heilig gesprochen.
Am 1. Juni feiert man sein Fest.
Quelle: Folleto “Canonizzazione. Piazza San Pietro, 16 Maggio 2004”. Tipografía Vaticana.